Energiewende

Energiewende in der Pipeline

16 Februar 2023
Wie können wir Ihnen helfen?

Die Zeit des Vorantreibens ist vorbei. Die Energiewende findet jetzt statt“, erläutert Maike Akkers (50), seit sechs Jahren Programmmanagerin für Energiewende-Infrastruktur beim Hafenbetrieb Rotterdam.

Maike Akkers
Maike Akkers (Foto's: Marc Nolte)

„Allerdings ist dazu eine geeignete Infrastruktur in unserem Hafen und außerhalb unseres Hafens erforderlich. Unterirdisch liegt jedoch ein Gewirr von Kabeln, Leitungen und Rohren, manchmal mit einem Durchmesser von 90 cm.“ Für die Energiewende sind zahlreiche neue Kabel und Leitungen erforderlich, während die alten auch noch genutzt werden.“ Maike Akkers hilft dabei, das Gewirr zu entwirren, und zwar erfolgreich. 

„Vor sechs Jahren war die Energiewende sozusagen noch ein Wunschtraum. Grüner Wasserstoff stand nicht einmal zur Diskussion. Er war zu kostspielig. Jetzt denkt man anders. Nach der Zeit des Vorantreibens können wir jetzt endlich zu konkreten Schritten übergehen. Auch die Wirtschaft und der Staat stehen der Entwicklung positiv gegenüber. Es ist eine schöne Zeit. Wir müssen jedoch aufpassen, dass wir mit dem Tempo Schritt halten können“, erläutert Maike.

Durchdachte Bündelung

Die Verlegung von Rohrleitungen und Kabeln für Strom, Wasserstoff, Wärme und CO2 kostet Zeit. Maike: „Man muss weit vorausplanen. Man denke hier an einen Zeitraum von 4 bis 10 Jahren. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass neue Leitungen und Kabel erforderlich sind, während die alten noch genutzt werden. So liegen unterirdisch eine Menge Leitungen und Kabel.  Wir prüfen nun mit den Netzbetreibern und dem Hafenbetrieb Rotterdam, wie wir die alten und neuen Stromkabel zweckmäßig zu einer Hauptinfrastruktur mit Verteilerstationen bündeln können. Am Kop van Beer und auf unserer Maasvlakte konnten wir dies schon teilweise umsetzen.“

Grüner Wasserstoff

Benötigt man für den Transport von Strom durch Hochspannungsmasten einen 120 Meter breiten Streifen Land, so benötigt man für den Transport der gleichen Energie durch eine Wasserstoffpipeline einen 10 Meter breiten Streifen Land. Der Transport von Energie in Form von Wasserstoff spart also knappen Boden. Das hat den Vorteil, dass die Überlastung der Pipelinestreifen reduziert werden kann.

„Als Hafenindustriekomplex entwickeln wir uns nun rasch zu einem Komplex, der mit grüner Energie betrieben wird.“

Maike Akkers

Maike fährt fort: „Dabei ist zu bedenken, dass unser Nordseewind mehr Strom erzeugt als wir direkt benötigen und dieses gesamte Stromaufkommen nicht in unser Stromnetz passt. Daher wandeln wir gerne einen Teil des Stroms in grünen Wasserstoff um. Wofür dieser Wasserstoff gut ist? Der Wasserstoff, den wir hier erzeugen und importieren, soll als nachhaltige Energieressource oder Ausgangsstoff für Industrie- und Mobilitätsanwendungen in Nordwesteuropa dienen. Für diesen Wasserstoff fungieren wir auch als Transithafen.“

Laufende Energiewendeprojekte

Maike ist nach eigenem Bekunden „sehr erfreut“ über den derzeitigen Stand der Energiewendeprojekte, mit denen sie sich befasst. „Was den Transport und die Speicherung von Wasserstoff und CO2 im Hafen anbelangt, so liegen wir mit der Infrastruktur auf Kurs. Dies gilt auch für das Rohrleitungsbündel von Rotterdam nach Deutschland, dem sog. Delta Corridor, der voraussichtlich 2027 in Betrieb sein wird. Und wir möchten an das geplante Wasserstoffnetz der Gasunie außerhalb des Rotterdamer Hafens anknüpfen, sodass es in den Niederlanden noch schneller eine Wasserstoffwirtschaft gibt. Außerdem ist eine Erweiterung des Wärmenetzes vorgesehen. Wir werden Wärme aus dem Hafen noch besser weiter nutzen. Alle Projekte sind vorbereitet. Wir setzen nun wirklich Schritte. Als Hafenindustriekomplex entwickeln wir uns nun rasch zu einem Komplex, der mit grüner Energie betrieben wird.“

Unsere Kultur ist gut

Besonders stolz ist sie auf die gute Zusammenarbeit mit internen und externen Partnern: Kollegen, Netzbetreibern und Unternehmen im Hafen. „Es geht darum, die richtigen Leute zusammenzuführen, zu verbinden. Die Arbeit mit einem Team erfüllt mich mit Zufriedenheit, Freude und Glück. Vom Hafenbetrieb werden wir auch wirklich motiviert und unterstützt. Unsere Kultur ist für unsere Zielsetzung passend.“

Wasserstoffauto

Maike wohnt selbst in einem denkmalgeschützten Haus in der Innenstadt. Sie gestaltet das Haus nachhaltig, soweit es die Vorschriften zulassen. Sie hätte auch gerne ein Elektroauto angeschafft, doch ihr steht nur eine öffentliche Ladestation zur Verfügung. Daher hat sie ein Hybridauto gekauft. Ihr nächstes Auto? Es soll ein Wasserstoffauto werden, denn es gibt eine Wasserstofftankstelle in der Nähe. „Ansonsten fahre ich möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Rad, ich dusche kurz, stelle die Heizung niedrig ein und werfe kein Essen weg. So wie viele Leute, vor allem jetzt.“

Dünung

In dieser Rubrik trifft man Menschen, die sich für intelligente und nachhaltige Lösungen im Hafen und für die Erde allgemein einsetzen. Lassen Sie sich von ihnen inspirieren und helfen sie mit, diese Lösungen umzusetzen. 

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