Energiewende

Grüner Wasserstoff: kein Luftschloss, sondern ein Schloss aus Sand

21 März 2023
Wie können wir Ihnen helfen?

Die Menschen, die ihn inspirierten, zeichneten sich durch Wagemut aus und strebten absolute Nachhaltigkeit an. Er spricht über die ehemaligen CEOs Jeroen de Haas von Eneco und Ab van der Touw von Siemens Nederland. Randolf Weterings (38), Programmmanager für Elektrifizierung und Wasserstoff beim Hafenbetrieb Rotterdam, ist ebenso begeistert. Er setzt auf völlige Nachhaltigkeit im Rotterdamer Hafen und in der Gesellschaft.

Randolf Weterings
Randolf Weterings (Fotos: Marc Nolte)

Randolf Weterings denkt gerne im großen Maßstab und weit voraus. So wurde er auf dem World Hydrogen Summit 2022 (Weltwasserstoffgipfel 2022) zum "Future Leader of the Year" (Künftige Führungspersönlichkeit des Jahres) gewählt. Er erhielt diesen Titel für die Entwicklung des Wasserstoffknotenpunkts in Rotterdam von der ersten Idee an, für die Zusammenführung und Integration der verschiedenen Initiativen und deren Umsetzung in konkrete Projekte.

Gesetze und Vorschriften

Für ihn ist die Begrenzung der Erderwärmung auf höchstens 1,5 °C bis 2050 das vorrangige Klimaziel, wichtiger noch als die Klimaziele für 2030. „Warum ich glaube, dass dies der richtige Weg ist? Kurzfristig stehen uns viele Vorschriften und Gesetze, die wir uns als Menschen selbst ausgedacht haben, im Weg. Ein gutes Beispiel dafür ist das Stickstoffurteil zu Porthos, das die Verringerung der CO2-Emissionen verzögert. Ein weiteres Beispiel sind die Gesetze und Vorschriften für öffentliche Infrastruktur wie etwa die Stromversorgung, durch die Vorabinvestitionen nur sehr eingeschränkt möglich sind. Wir sind mit all diesen Fragen konfrontiert, weil wir die Ersten sind, aber ich bin überzeugt, dass wir sehr schnell vorankommen werden, sobald der Weg frei ist“.

Ausblick

Er wagt einen Vorausblick auf das Jahr 2050, mit mehreren zwischenzeitlichen Meilensteine. Bedeutende Punkte sind die Nutzung des auflandigen Seewindes als Ressource für die Wasserstoffproduktion, die Anlegung der Wasserstoffrohrleitungen sowie die Wasserstoffanlage von Shell, die auf dem Sand der Maasvlakte entstehen soll und ausschließlich grünen Wasserstoff erzeugen wird. Randolf Weterings hat eine klare Vorstellung von unserer nachhaltigen Zukunft.

Die Wasserstoffanlage von Shell soll auf dem Sand der Maasvlakte entstehen.

Die Wasserstoffanlage von Shell soll auf dem Sand der Maasvlakte entstehen

Bild: Plotvis

Maßstabserweiterung

Das folgende Beispiel von Randolf Weterings zeigt, wie wichtig es ist, im großen Maßstab und weit vorauszudenken: „Wir veröffentlichen jetzt jeweils Ausschreibungen für 2 Gigawatt Windenergie. Aber wir benötigen in Rotterdam 20 Gigawatt Offshore-Windkraft zur Herstellung von grünem Wasserstoff, um unsere Klimaziele und regionalen Bestrebungen bis 2050 zu erreichen. Im Hinblick darauf wäre es vorteilhafter, die erforderlichen Rohrleitungen in einem Mal anzulegen anstatt jeweils kleine Abschnitte für 2 Gigawatt. Dies ist natürlich nachhaltiger, effizienter und auch für längerfristige Investitionen wichtig. Allerdings sind 2 Gigawatt bereits eine enorme Steigerung im Vergleich zu vor 2 Jahren. Damals sprachen wir noch über Megawatt anstatt Gigawatt“.

Elektrische Ladestation

Während seiner Ausbildung entstand Randolf Weterings Leidenschaft für die Energiewende. Er begann 1998 mit einer Electrical Engineering-Ausbildung an einer Berufsfachschule und schloss 2010 sein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Universität Delft ab. Seine dualen Tätigkeiten während seines Fachhochschulstudiums bei Eneco sind ihm noch gut in Erinnerung: „Ich durfte von 2006 bis 2008 an der Entwicklung der Elektroladestation mitwirken. Damals gab es noch nicht einmal Tesla-Fahrzeuge“, was einmal mehr zeigt, dass er schon damals eine angehende zukunftsorientierte Führungspersönlichkeit war.

Stolz

Worauf ich stolz bin? Wo auch immer ich in der Welt hinkomme, jeder sieht Rotterdam als Wasserstoffknotenpunkt schlechthin. Es ist fantastisch, dass man sich bei Shell für unsere Maasvlakte zur Herstellung von grünem Wasserstoff entschieden hat. Außerdem bin ich stolz darauf, dass wir bis 2030 eine Seewindkraftleistung von 7,4 Gigawatt ermöglichen. Und auf das Projekt Porthos, das sich nun allerdings etwas verzögert hat. Wir können es uns eigentlich nicht leisten, denn alles, was hilft, müssen wir jetzt unternehmen.

Zertifizierungssystem

Er warnt: „Wir sollten uns nicht zu sehr in politischen Dokumenten verzetteln, denn dann werden wir die Klimaziele nicht erreichen. Nutzer wie die Raffinerie-, Mobilitäts- und Luftfahrtbranche sollten jetzt auf grünen Wasserstoff oder derer Nebenprodukte umsteigen.“ In diesem Zusammenhang weist er auf die Bedeutung eines Zertifizierungssystems hin, mit dem Unternehmen nachweisen können, dass der Wasserstoff zu 100 % grün ist, d. h. aus erneuerbaren Energien stammt. Denn das Investitionsklima muss klar ersichtlich sein. „Wir müssen auch die Überkapazitäten im Ausland und die Importpreise im Auge behalten. Um Ihnen einen Eindruck zu vermitteln: Die Hälfte des grünen Wasserstoffs, der für die europäischen Klimaziele für 2030 benötigt wird, muss sogar aus Staaten außerhalb Europas kommen.“ 

Randolf Weterings

„Einfach Solarmodule“

Er selbst arbeitet weiterhin an Projekten mit tatsächlichem Effekt und Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Das treibt ihn an und zeichnet ihn aus. Was unternimmt er selbst in puncto Nachhaltigkeit? „Nun, das Übliche: Solarmodule auf dem Dach und bewusster Umgang mit Energie“, antwortet er. Nach einer kurzen Denkpause fährt er fort: „2014 habe ich außerdem ein Unternehmen gegründet, das Elektrolyseure zur Erzeugung von grünem Wasserstoff herstellt. Damals kam dies sehr selten vor und ich musste oft erklären, warum Wasserstoff so wichtig ist. Aber das Konzept, das ich damals entwickelt habe, wird jetzt im Umwandlungspark umgesetzt.“

DüNUNG

In dieser Rubrik trifft man Menschen, die sich für intelligente und nachhaltige Lösungen im Hafen und für die Erde allgemein einsetzen. Lassen Sie sich von ihnen inspirieren und helfen sie mit, diese Lösungen umzusetzen. 

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