Sieben Bausteine für den Hafen der Zukunft

06 Juli 2020
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Dieser Artikel wurde ursprünglich im FTD-Magazin veröffentlicht

Das Tempo, in dem Veränderungen und Störungen geschehen, steigt weiter. Natürlich müssen wir in diesem Zusammenhang an COVID-19 und den Weg zur wirtschaftlichen Erholung denken. Wir müssen jedoch auch Energiewende, Innovation, Digitalisierung, sich wandelnde Handelsstrukturen und andere Veränderungen berücksichtigen. Wo sollte man ansetzen, wenn man seinen Hafen auf eine Zukunft in einem von Störungen gezeichneten Umfeld vorbereiten will?

Terminals, Industrie Maasvlakte 2

Häfen sind seit jeher weltweit wichtige Knotenpunkte in internationalen Lieferketten. Im Zuge der immer schneller, flexibler und reaktionsfähiger werdenden Lieferketten hat sich die Rolle der Häfen gewandelt. Die geografische Lage ist nicht mehr der einzige relevante Faktor. Ebenso wichtig sind Geschwindigkeit, Effizienz und Zuverlässigkeit der Transportströme sowie die Benutzerfreundlichkeit, mit der sie abgewickelt werden. Wie schnell können Güter weiter transportiert werden, nachdem das Schiff im Hafen angelegt hat? Ein moderner Hafen ist eine Drehscheibe, wo nicht nur Ladung, sondern auch Daten verarbeitet werden. Die Informationen stammen aus einer Vielzahl von Quellen: von Verladern und Reedereien, von Hafenunternehmen, Terminals, Zoll- und Regulierungsbehörden.

Wie attraktiv ein Hafen als Drehscheibe ist, hängt davon ab, wie gut diese verschiedenen Quellen miteinander verbunden sind. Eine effektive Koordinierung der Datenströme sorgt für eine Verbesserung von Effizienz, Transparenz, Prognostizierbarkeit und Durchlaufzeiten. Der Hafen der Zukunft ist ein wesentliches digitales Bindeglied zwischen mehreren Ketten, von denen ein Großteil bereits auch selbst digital ist.

Vielseitigkeit

Der Hafen der Zukunft ist ein vielseitiger Hafen. Die Güterströme verändern ich in atemberaubender Geschwindigkeit. Die Märkte erleben Veränderungen, da die Mittelschicht in Ländern auf der ganzen Welt, nicht nur in China und Indien, in rasantem Tempo wächst. Manche Häfen gewinnen an Bedeutung, während andere miterleben, dass sich ihre derzeitigen Erwerbsmodelle verändern. Die verstärkte Fokussierung auf den Klimawandel stimuliert einen Wandel in puncto Lagerung von fossilen Brennstoffen und deren Handhabung, während gleichzeitig der Blick auf alternative Produkte gerichtet wird. Veränderungen bei den Güterströmen stellen eine potenzielle Bedrohung dar: Ein Hafen kann nicht ohne Weiteres an einen anderen Ort verlegt werden.

Neue Trends und Entwicklungen schaffen jedoch auch neue Möglichkeiten: Es geht darum, die Vorteile der Energiewende voll auszuschöpfen oder aber eine Position in den nachhaltigen und digitalen Zulieferketten der Zukunft zu erlangen. Damit diese Chancen auch genutzt werden können, müssen Häfen in erster Linie vielseitig sein. Darüber hinaus müssen sie in der Lage sein, die neuen Möglichkeiten zu erkennen und diese in neue Erwerbsmodelle umzusetzen.

Intelligente Häfen

Die Häfen der Zukunft sind intelligente Häfen. Sie sind in der Lage, effektiv auf die Anforderungen einer sich verändernden Welt zu reagieren. Sie sind vollständig digital und klimaneutral. Sie nutzen zum Beispiel Windparks auf See für ihre Energieversorgung und kooperieren mit CO2-neutralen Schiffen, nachhaltiger Industrie und der Kreislaufwirtschaft. Es sind die digitalen Häfen, in denen die Aktivitäten dank ihrer Echtzeitdaten prognostizierbar und sicher sind. Wartezeiten für Schiffe gehören dort der Vergangenheit an. Ein Besuch eines Schiffes wird so schnell und effizient wie ein Boxenstopp. Die Aktivitäten und Logistikketten werden in Zukunft transparenter, prognostizierbarer und effizienter.

Durch den optimalen Einsatz von künstlicher Intelligenz, Blockchain und dem Internet der Dinge reduzieren diese Häfen ihre Emissionen und sparen so Zeit und Geld. Für Ihren Hafen kann dies bereits in sehr naher Zukunft gelten, und Sie fragen sich möglicherweise, was danach noch alles kommen wird. Es gibt jedoch auch Häfen, in denen dieser Übergangsprozess noch nicht einmal begonnen hat, in denen er noch Zukunftsmusik ist oder sogar nie ankommen wird. Allerdings müssen sich auch diese Häfen auf die Zukunft vorbereiten, ganz gleich, was diese für sie in petto hat.

Sieben Bausteine

Wir sind davon überzeugt, dass der Hafen der Zukunft über sieben separate Bausteine verfügen muss: Organisation und Kunden, Ressourcen, Infrastruktur, Engagement für die Umwelt und Interessengruppen, Energie, digitaler Wandel und Innovation. Wir haben ein Weißbuch erstellt, in dem die schrittweisen Maßnahmen erläutert werden, die für jeden Baustein ergriffen werden müssen. Hierin beschreiben wir zudem den Einfluss, den COVID-19 auf Themen wie Energiewende und Digitalisierung haben kann.