'Wir haben schon das Jahr 2050 im Auge'

14 Dezember 2020
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Das sagt COO Corné Hulst über die Beteiligung am Hafen von Pecém.

Dreihundert Meter zusätzliche Kailänge für das Containerterminal, eine neue Zugangsbrücke zum Wellenbrecher und ein großes Wartungsprojekt an der bestehenden Zugangsbrücke. Die ersten Infrastrukturprojekte für den Hafen von Pecém, seitdem der Hafenbetrieb Rotterdam Anteilseigner wurde, sind abgeschlossen. Und trotz der Tatsache, dass COVID-19 auch Auswirkungen auf den Umschlag in diesem brasilianischen Hafen hat, blickt Corné Hulst, COO des Hafens von Pecém, vor allem nach vorn. 'Wir sind auf langfristig hier und schauen jetzt schon, wo wir in den nächsten Jahren stehen wollen.'

Port of Pecém
Port of Pecém

Der Hafen von Pecém liegt im Nordosten Brasiliens, im Bundesstaat Ceará. Der Hafenbetrieb Rotterdam ist seit 2018 Miteigentümer des Hafens. Der Hafen wurde 2001 künstlich in das Meer hinein angelegt und besteht aus einem Wellenbrecher mit Kais für Container und Stückgut, der über eine 1,5 km lange Zugangsbrücke mit dem Hafengelände an Land verbunden ist. An dieser Zugangsbrücke gibt es zwei kürzere Seitenkais, wo trockene und flüssige Massengüter umgeschlagen werden. Des Weiteren besteht der Hafen aus einem Industriegebiet, das sich in voller Entwicklung befindet. Das Potenzial ist groß. Der Hafen verzeichnete in den vergangenen zehn Jahren ein durchschnittliches Wachstum von 26 % jährlich.

Verdopplung der Güterströme

'Großprojekte sind die Zukunft für den Hafen. Gemeinsam mit Vopak prüfen wir zum Beispiel die Realisierung eines Tankterminals für den Import von Treibstoff über Pecém. Wir arbeiten an einem Projekt zur Einrichtung einer Ölraffinerie, und es gibt Pläne für ein großes Massengut-Terminal für den Export von Bergbauprodukten. Allein diese drei Projekte könnten den Güterstrom über den Hafen von Pecém ohne Weiteres verdoppeln.

Allerdings erfordern sie einen langen Atem sowie ein gutes Geschäftsumfeld. Für das Massengut-Terminal beispielsweise sind wir auf den Bau einer Eisenbahnlinie durch den brasilianischen Staat angewiesen. Für die Terminals und die Ölraffinerie sind Investitionen in Höhe von Hunderten Millionen Euro erforderlich. Die Eigentümer dieser Unternehmen müssen sicher sein, dass sich ihre Investitionen lohnen. Aus diesem Grunde schaffen wir ein Umfeld, in das Sie ohne Bedenken investieren können.'

Digitalisierung

'Und wie funktioniert das? Zum Beispiel anhand von Digitalisierung und Automatisierung. Wir müssen uns schon jetzt auf größere Lademengen vorbereiten. Was die Automatisierung und Digitalisierung betrifft, so funktioniert jetzt alles gerade noch, aber wenn man weiter wachsen will, muss alles gut automatisiert werden. Der Hafenbetrieb Rotterdam verfügt über Produkte wie Navigate und PortXchange. Damit können wir einen großen Schritt vorwärts in Sachen Effizienz des Hafens machen. Und genau das ist es, was Kunden erwarten.'

Umwelt und Stakeholder

'Auch in der Umgebung muss noch vieles getan werden. Ceará ist ein relativ armer Bundesstaat - einer der ärmeren in Brasilien. Dieser Bundesstaat entwickelt sich in starkem Maße. Die Wirtschaft wächst dort sogar um ein bis zwei Prozent mehr als der nationale Durchschnitt - hat jedoch auch einen Rückstand. Das gilt beispielsweise in Sachen Schienenverkehr, Häfen, IT und Kreislaufwirtschaft. Wenn man weiterhin wachsen will, dann müssen diesbezüglich Schritte nach vorn gemacht werden. Das erfordert großes Engagement - und dabei geht es nicht allein um Geld. Wir haben für das Jahr 2050 in puncto wirtschaftlicher und sozioökonomischer Entwicklung einen Fahrplan erstellt. Dabei wollen wir beispielsweise das Industriegebiet weiter ausbauen. Die Freezone, die ein Teil des Industriekomplexes ist, bietet Steuervorteile für Unternehmen, die sich dort ansiedeln wollen. Das sorgt für Wirtschaftswachstum mit Arbeitsplätzen für die lokale Bevölkerung. Diese Menschen benötigen dann allerdings auch die geeigneten Ausbildungen dazu. Und all das haben wir bereits jetzt im Auge.'

Umwelt

'Zu diesem Wachstum gehört auch etwas, das wir in Europa für selbstverständlich halten, das hier aber noch nicht ausreichend thematisiert wird: die Umweltpolitik. Bereits jetzt müssen wir darüber nachdenken, was das industrielle Wachstum für die Umwelt bedeutet. Das ist ein Punkt, für den wir uns hier vom Hafenbetrieb Rotterdam aus stark einsetzen. Wenn man international aktiv sein will, bedeutet das, dass man auf lange Sicht nachhaltig sein muss.'

Organisation und Kunden

'Auch die Organisation muss die Internationalisierung mitmachen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Es gibt nur wenige Menschen, die gut Englisch sprechen. Viele potenzielle internationale Investoren sprechen kein Portugiesisch. Das erschwert die Kommunikation. Wir versuchen, das derzeit über ein zentrales Team laufen zu lassen.'

Zusammenarbeit

Im März 2019 haben drei Mitarbeiter des Hafenbetriebs Rotterdam ihre Arbeit in Pecém aufgenommen. 'Wir sind Teil des zentralen Management-Teams. Die Kooperation funktioniert gut. Manchmal sind unsere Fortschritte nicht so groß, wie wir es uns wünschen würden, aber das ist auch nicht so verwunderlich. Die Kulturen sind einfach unterschiedlich. Das erfordert Anpassungsvermögen von beiden Seiten. In diesem Zusammenhang ist beispielsweise das Vertrauensverhältnis äußerst wichtig. Zuerst muss man dafür sorgen, dass gegenseitiges Vertrauen vorhanden ist, bevor man etwas verändern kann. Rotterdamer sind eher für ihre Mentalität im Sinne von „Wir werden das Kind schon schaukeln“ bekannt. Und diesbezüglich muss man aufeinander zugehen.'

Kurzfristig

Die Tatsache, dass Pecém gebeten wurde, die Anlagen für den Bau von Offshore-Windparks zu liefern, zeigt, dass neben der Realisierung der Infrastrukturprojekte und der Arbeit am Vertrauensverhältnis auch kurzfristig Erfolge erzielt wurden. 'In diesem Zusammenhang kann man an Kais, Lagermöglichkeiten und Mitarbeiter für den Bau und die Wartung von Windparks vor der Küste Brasilien denken. Darüber hinaus hat die vorhandene Stahlfabrik Erweiterungspläne hinsichtlich der Produktion von Stahl, und zwar von drei auf sechs Millionen Tonnen. Nächstes Jahr beginnt die Ausschreibung für ein neues LNG-Kraftwerk, und es gibt eine neue Schifffahrtslinie von MSC, die über Rotterdam in den Nahen Osten verläuft. Vor kurzem durften wir zudem die MSC Shuba B. willkommen heißen. Mit einer Kapazität von 11.000 TEU ist es das größte Schiff, das bislang bei uns angelegt hat.'

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