Nachhaltigkeit

Royal3D: ein nachhaltiges Boot aus dem Drucker

6 Dezember 2021
Wie können wir Ihnen helfen?

Der Rumpf einer Schaluppe, ein Arbeitsraum in Form eines Iglus oder die Hundehütte für seinen Hund. Sie kommen bei Royal3D im Merwevierhaven direkt aus dem Drucker und bestehen aus recycelten und wiederverwendbaren Materialien.

Fulko Roos befindet sich mit Royal3D auf einer Mission: drucken, um die maritime Welt nachhaltiger zu machen. „Was wir heute drucken, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in diese Richtung. Außerdem werden wir bald Arbeitsboote wie beispielsweise für die Ruderer im Rotterdamer Hafen drucken. Große Pläne. Aber wir haben auch einen großen Drucker.“

Der Drucker für die Boote, im Übrigen eine Zusammenarbeit mit duurzamesloepen.nl, muss Überstunden machen. Roos: „Der Druckvorgang für den Rumpf einer kleinen Schaluppe dauert 2 Tage. Für eine große Schaluppe mit 8 Metern eine Woche. Wir möchten in der kommenden Zeit so um die 40 kleine und 80 große Schaluppen drucken. Deshalb sind wir gerade dabei, einen zweiten Drucker zu kaufen.“ Als Roos vor vier Jahren die Möglichkeit hatte, einen 3D- Drucker zu kaufen, hielt er das für eine gute Gelegenheit.

Fulko Roos

„Ich bin davon ausgegangen, dass es Zukunft hat, großformatige Drucke für die maritime Industrie herzustellen. 3D-Druck klingt wie die ultimative Lösung für große Probleme. Aber es erwies sich als nicht so einfach. Denn es gibt noch keinen großen bezahlbaren Drucker, der ein gewünschtes Produkt wie ein fix- und fertiges Schiff sofort druckt. Wir bei Royal3D mussten viel recherchieren, wie wir das am besten bewerkstellingen. Ich habe das ein bisschen unterschätzt. Aber ich habe daraus gelernt. Einmal abgesehen davon, dass der 3D-Druck eine große Formfreiheit bietet - man kann ja fast jede Form drucken - kann es auch schwierig sein, weil man ständig auf der Suche nach geeigneten Materialien ist. Aber der große Vorteil ist, dass man ständig mit Materialien experimentieren kann und wie man sie stärker machen kann.“

Revolution

Roos ist fest entschlossen, mit dem 3D-Druck eine Revolution in der maritimen Industrie zu entfachen. „Bis vor Kurzem war es noch undenkbar, ein Boot auszudrucken. Aber die Technologie entwickelt sich rasant. Mit unserem Drucker können wir jetzt schnell und präzise Boote und Teile drucken, die stabil genug sind. Beim „Basismaterial“ für die Drucke handelt es sich um Kunststoff, der zum Teil aus Kunststoffabfällen stammt. Der Vorteil beim Drucken ist, dass weniger Restmaterialien anfallen und dass das Material recycelt und wiederverwendet werden kann. Bis wir auch echte große Boote drucken können, drucken wir aktuell nur Freizeitboote. Zum Beispiel für die Ruderer oder Lotsen, die hier im Hafen sind, oder für die Schifffahrtsbehörde.“

Unendlich viele Möglichkeiten

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten zum Drucken. Royal3D druckt beispielsweise neben Booten auch Fassadenplatten. Roos: „Es muss viel gebaut werden. Und es besteht ein großer Bedarf an Grünflächen. Das kann man super mit Fassadenplatten kombinieren, indem man denen man hängende Gärten anlegen kann. Aber wir stellen auch Transportverpackungen wie beispielsweise die Gestelle zum Transport von Jachten her. Und natürlich das R-Iglu, ein akustischer Arbeitsraum, der sich leicht in großen lauten Räumen aufstellen lässt. Der Prototyp steht bei RDM. Und wir haben eine Wasserdrohne gedruckt. Man kann sie mit Geräten ausrüsten, um z. B. Inspektionen an Schiffen, Ufern oder Kais durchzuführen.“

Man kann alles drucken

Aus den Produkten, die Roos druckt, entstehen wieder andere Produkte oder Kooperationen. „So hat sich beispielsweise aus dem R-Iglu eine Kooperation mit unserem Nachbarn, dem Future Mobility Park, ergeben. Das ist ein Testgelände für autonome Fahrzeuge.  Wir drucken zum Beispiel eine Kuppel, an die ihre Fahrzeuge trocken zum Aufladen ankoppeln können. Aber wir arbeiten auch mit unseren anderen Nachbarn zusammen. Sie sind alle sehr unterschiedlich. Auf den ersten Blick gibt es nicht viele Gemeinsamkeiten. Aber nach einer Weile stellt sich dann heraus, dass es doch einige Dinge gibt, bei denen man sich gegenseitig unterstützen kann. Beispielsweise einen Gabelstapler ausleihen oder auch etwas drucken. Schön ist, dass dann etwas „zu reifen“ beginnt, aus dem eine Idee entsteht, aus der sich etwas Nachhaltiges für die Parteien ergibt. Man kann sich so etwas Verrücktes kaum ausdenken. Aber drucken kann man es. Daraus ergeben sich manchmal zu schönen Dingen für uns selbst. So haben wir zum Beispiel letztens eine Hundehütte für unseren Berner Sennenhund Slof gebaut, der auch regelmäßig hier im Büro ist.“

Vom Steuermann zum Unternehmer

Dass Royal3D im maritimen Bereich tätig ist, ist kein Zufall. Roos stammt ursprünglich aus Amsterdam. Hier besuchte er die Seefahrtschule. Anschließend studierte er an TU Delft maritime Technik. „Zwischendurch habe ich viel gesegelt, als Steuermann und als Maschinist. Danach habe ich als Projektleiter bei Smit Salvage gearbeitet. Ich war hier mit der Bergung von Schiffswracks und der Unterstützung bei Schiffskatastrophen beschäftigt.“

3D printer

Im Jahr 2009 hat Roos sein eigenes Unternehmen gegründet: Royal Roos, das sich auf die Planung von Schiffen, maritimen Konstruktionen sowie auf Umbauten und Reparaturen konzentriert. Das Unternehmen ist schnell gewachsen. So hat Roos eine Niederlassung in Ferrol, ein wichtiger Marinehafen an der Atlantikküste in Spanien, gegründet, da es dort viel qualifiziertes Personal und viele Kunden gibt. Außerdem hat er das Unternehmen UniBallast gegründet. Das ist ein Unternehmen, das sich auf Ballastwassermanagement konzentriert und nachhaltige Systeme entwickelt, die die Emissionen und den Kraftstoffverbrauch von Schiffen reduzieren.

Große Schritte

Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch alles, was Roos macht. Roos: „Wir möchten zeigen, dass das geht. Es gibt viele Initiativen im Bereich Nachhaltigkeit. Aber sie haben auch Konsequenzen. Nehmen wir beispielsweise die Elektrofahrzeuge, die einen ganz schönen Einfluss auf den öffentlichen Raum haben. Manchmal hat es den Anschein, als würden Dinge nicht so viel Sinn machen, als müsste man große Schritte für einen kleinen Effekt unternehmen. Aber sie sind erforderlich, um voranzukommen. Und viel an Technologie ist noch in der Entwicklung. Wir sind mit Royal3D noch dabei, den Prozess zu optimieren. Viele Materialien verformen sich noch. Daher verwenden wir immer noch teure Druckmaterialien, die sich nicht so stark verformen. Wir möchten Materialien entwickeln, die sich nicht verformen und die bezahlbar sind. Natürlich geht beim Drucken manchmal auch etwas schief. Wir geben diese misslungenen Teile dann in den Schredder, um daraus Material zu gewinnen, das wir dem Druckmaterial beifügen können.“

Hausbesitzer mit einer Vision

Royal3D hat im Havenbedrijf Rotterdam einen guten Partner gefunden. Roos: „Unsere Vision deckt sich hervorragend mit der langfristigen Version des Havenbedrijf. Wir wollen beide Fortschritt, und zwar in nachhaltiger Art und Weise. Wir sind froh, hier zu sein, direkt am Wasser, wo wir entwickeln und testen können. Das ist eine schöne Kooperation. Wir prüfen zum Beispiel gerade die Möglichkeit, Produkte und Druckmaterialien aus den Kunststoffabfällen im Hafen herzustellen.“

Lebensstil

Für Roos sind Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft eine Lebenseinstellung. „So sind z. B. die Dächer des Bürogebäudes und der Lagerhalle im Merwehaven mit vielen Solarpaneelen bestückt. Wir erzeugen damit 100 Prozent unseres eigenen erneuerbaren Stroms.“ „Ich habe mit meiner Familie ein 2 Hektar großes Stück Land in Zeeland. Hier holen wir das Holz her, mit dem wir unseren Holzofen zuhause beheizen. Und wir pflanzen auch wieder Bäume an. Inzwischen glaubt jeder, dass Nachhaltigkeit der richtige Weg ist. Nicht zuletzt wegen Corona erkennen immer mehr Menschen und Unternehmen, dass es keinen Sinn macht, Produkte durch die ganze Welt zu schleppen. Wir wollen mehr in Europa produzieren. Bei so großen Veränderungen liegen die Chancen gerade bei Klein- und mittelständischen Unternehmen, da sie flexibel und kompetent sind. Und sie können schnell auf Entwicklungen reagieren. Kleine Betriebe sind die Zukunft!“