Nachhaltigkeit

Wiederherstellung der Natur und der Riffe weltweit mit einem Meer an 3D-Drucken

11 Oktober 2022
Wie können wir Ihnen helfen?

Von Hawaii, Australien, den Emiraten bis hin zur niederländischen Nordsee sind bereits 3D-gedruckte Küstenriffs im Meer auf der ganzen Welt zu finden.

Nadia Fani ist Mitbegründerin von Coastruction, einem Unternehmen, das künstliche Riffe in Rotterdam, genauer gesagt von RDM aus, entwirft, druckt, testet und installiert. Und zwar in einem Kreislauf, mit natürlichen, nachhaltigen Materialien. Die Mission von Coastruction: „Die Wiederherstellung der Natur - und insbesondere der Riffe. Ich möchte Menschen die Rolle der Natur und unsere Einwirkungen auf sie bewusst machen.“

An der Außenwand von RDM, im Wasser der Maas, hängen mehrere Prototyp-Riffe an einem Seil, die aus dem Drucker von Coastruction stammen. Alle paar Wochen, wenn Ebbe ist, zieht Nadia Fani ihre langen Gummistiefel an und überprüft ihre Kreationen. „Es ist immer wieder wunderbar zu sehen, wie sie ihre Farbe verändern und kleine Organismen auf ihnen zu wachsen beginnen.

Ein Riff ist ein enorm wichtiges Ökosystem auf der Erde, das die Küsten vor hohen Wellen und Erosion schützt", sagt Fani: „Außerdem ist es der Lebensraum von Tausenden von Fischarten, Meerestieren und Pflanzen. Sie sind wichtig für den Küstenschutz, die Fischerei, jedoch ebenfalls für den Tourismus. Wie wir alle wissen, ist es um die Riffe in vielen Teilen der Welt nicht gut bestellt. Sie sterben unter anderem wegen des Klimawandels, der sinkenden Wasserqualität, der Überfischung und der Verschmutzung ab. Damit geht auch anderes Leben im Meer verloren. Damit dies nicht geschieht, müssen wir die Riffe nicht nur schützen, sondern auch wiederherstellen. Bei Coastruction entwerfen, bauen und installieren wir neue, künstliche 3D-gedruckte Riffe. Auf diese Weise tragen wir dazu bei, beschädigte Riffe und das Leben im Meer wiederherzustellen und gefährdete Küstenzonen vor Überschwemmungen zu schützen.“

Liebe auf den ersten Blick

Fani hat einen Hintergrund in Informatik, aber als sie vor 7 Jahren den 3D-Druck entdeckte, war es für sie Liebe auf den ersten Blick und erkannte sie ein Meer an Möglichkeiten. In der Mitbegründerin und Meeresbiologin Astrid Kramer fand sie eine Verbündete im Kampf für die Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen. Im Jahr 2021 haben sie gemeinsam Coastruction gegründet. Fani: „Unsere 3D-Pulverbettdrucktechnologie ermöglicht es uns, nachhaltig und einfach in jeder erdenklichen Form zu drucken. Und wir können mit dem von uns gewünschten Material drucken, z. B. mit Sand und Wasser aus der Region oder mit recyceltem Material wie Beton, Schlamm oder Muscheln. Unsere Drucker benötigen keine chemischen Zusätze oder hohe Temperaturen zum Drucken. Das verbleibende Material, wie zum Beispiel den Beton, recyceln wir wieder.“ 

Unterschlupf für Fische

Fani und Kramer schauen sich das „Original“ genau an, wenn sie ihr Riff erstellen. Fani: In der Natur finden sich fantastische Formen und Materialien, die den Zahn der Zeit überdauert haben. Warum sollten wir das ändern? Die Natur ist dabei unser bester Ratgeber. Deshalb bauen wir ein Riff nur in organischen Formen, die man auch in der Natur findet und die spezifisch für diesen Ort oder dieses Gebiet sind. Diese natürlichen Formen des Riffs, mit Gängen und Einbuchtungen, sind sehr wichtig. Diese werden benötigt, damit sich das Riff so vielfältig wie möglich entwickeln kann, aber auch, um beispielsweise Fischen Unterschlupf zu bieten.

Nadia Fani

Weltweites Interesse

Nicht ohne Grund operiert Coastruction von RDM in Rotterdam aus. Fani: Rotterdam ist der größte Hafen Europas und eine pulsierende Brutstätte für Innovationen. Wir haben uns hier niedergelassen, weil wir glauben, dass wir von hier aus, dem Zentrum für Knowhow und Verbindungen, unsere Technologie in die ganze Welt tragen können." Und das funktioniert; in der noch jungen Geschichte von Coastruction wissen Kunden aus der ganzen Welt, wo/wie Coastruction zu finden ist. Die Kunden reichen von nationalen und lokalen Behörden, Nichtregierungsorganisationen, maritimen Auftragnehmern und privaten Eigentümern bis hin zu Natur- und Umweltschutzorganisationen. Fani: „Wir arbeiten mit lokalen Experten zusammen, die das Gebiet gut kennen und wissen, welche Materialien, wie z. B. Sand oder Muschelgranulat, wir am besten verwenden können. Unser Ziel ist es, den Drucker mobil zu machen, damit vor Ort gedruckt werden kann. Das senkt dann auch die Kohlendioxid-Emissionen beim Transport.“ 

Nächste Mission: Entwicklung von nachhaltigem Beton

Das Labor auf der RDM ist voller verschiedener Töpfe mit Sand, Muscheln und verschiedenen gedruckten Objekten. Hier wird jede Menge getestet. Denn abgesehen von der Wiederherstellung der Riffe hat Fani eine weitere Mission: die Entwicklung von kreislauffähigem und umweltfreundlichem Beton. Zwischen vier und acht Prozent der nicht-natürlichen Kohlendioxid-Emissionen werden durch Beton verursacht. Wir erforschen und testen, wie wir mit angepassten Rezepturen und der Wiederverwendung von altem Beton einen nachhaltigeren Beton entwickeln können.“

Traum

Als 3D-Druck-Expertin möchte Fani ihr Wissen mit jedermann teilen: „Für mich sind Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit die Zukunft. Wenn wir eine gute und angenehme Zukunft erreichen wollen, müssen wir hier und heute alle Optionen nutzen. Wir sind als Menschen für den schlechten Zustand der Riffe verantwortlich - können sie aber auch wiederherstellen. Mein Traum besteht darin, diese Technologie überall für jedermann zugänglich zu machen. So können Menschen auf der ganzen Welt ihr eigenes Riffdesign entwerfen, es ausdrucken und ins Wasser platzieren. Denn wenn wir die Natur wiederherstellen und schöner machen, gilt das ebenfalls für unser Leben!“