Umschlag im Rotterdamer Hafen auch im dritten Quartal stark gestiegen
Containervolumen wieder über dem Niveau vor Corona, Umschlag von Ölprodukten, Eisenerz, Kohle und Biomasse deutlich im Plus.
Das Volumen der im Rotterdamer Hafen umgeschlagenen Güter belief sich im dritten Quartal auf 118,5 Millionen Tonnen. Das sind 14,6 % mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt wurden in den ersten drei Quartalen 350,1 Millionen Tonnen umgeschlagen - eine Steigerung von 8,6 % im Vergleich zu 2020.
In diesem Zeitraum verzeichneten fast alle Umschlagsegmente ein solides Wachstum, mit Spitzenwerten bei Mineralölerzeugnissen (+13,5 %), Eisenerz und Schrott (+42 %), Kohle (+48,4 %) und Biomasse (+18,7 %). Auch bei den Containern ist weiterhin ein Anstieg zu verzeichnen (+4,0 % in Tonnen, +7,8 % in TEU). Lediglich Agrarmassengut (-12,8 %) und LNG (-1,8 %) wiesen Volumenrückgänge auf.
Allard Castelein, Generaldirektor des Hafenbetriebs Rotterdam, sagt dazu: „Diese Quartalszahlen verdeutlichen, dass die Wirtschaft den bereits eingeschlagenen Weg des Aufschwungs weiterverfolgt. Voriges Jahr befand sich die ganze Welt wegen der Corona-Pandemie im Lockdown. Jetzt laufen Fabriken, Unternehmen und Logistik wieder auf Hochtouren, um die gestiegene Nachfrage zu bedienen. Inwieweit das Wachstum anhält, hängt jedoch auch davon ab, wie schnell die akuten Versorgungsengpässe in einigen Gliedern der Logistikkette abgebaut werden können. Der Rotterdamer Hafen will dieses Wachstum ebenfalls bestmöglich unterstützen. Wir setzen uns für gute Jobs für die heutige und zukünftige Generationen ein. Großen Wert messen wir der zukünftigen Ertragskraft in den Niederlanden bei. Gleichzeitig investieren wir in den Übergang zu einem nachhaltigeren Energiesystem mit mehr grünem Wasserstoff und weniger CO2-Emissionen."
Entwicklung pro Gütersegment
Flüssiges Massengut
Bei flüssigem Massengut, dem nach Tonnen gemessenen größten Segment, zeigte sich im Vergleich zu den ersten drei Quartalen des Vorjahres ein Rückgang von 6,4 % auf 152,1 Millionen Tonnen. Der Umschlag von Rohöl (+3 Millionen Tonnen) und Ölprodukten (+5,7 Millionen Tonnen) nahm beträchtlich zu. Beim Öl fielen die Margen für die Raffinerien in den letzten Wochen günstiger aus. Die Raffinationsmengen in den Niederlanden lagen im zweiten und dritten Quartal über denen der Vergleichsquartale 2020. Bei den Ölprodukten waren vor allem Heizöl, Gasöl und Naphtha für das Wachstum verantwortlich.
Der Antransport von Heizöl, vor allem aus Russland, nahm zu. Produktion und Export aus Russland waren höher als im Jahr 2020. Die Nachfrage nach Naphta - einem typischen Importprodukt - war größer als im Vorjahr. Die Importe von Gasöl/Diesel waren niedriger, die Exporte höher, insbesondere in die Vereinigten Staaten, was zum Teil auf die dortige Kältewelle zurückzuführen ist. Auch Biokraftstoffe und Chemikalien schnitten gut ab. Der LNG-Umschlag war fast so hoch wie in den ersten neun Monaten des Jahres 2020.
Trockenes Massengut
Der Umschlag von trockenem Massengut erhöhte sich im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2020 um mehr als 27 %. Der Volumenanstieg betraf vor allem Eisenerz und Kohle. 2020 war der Eisenerzumschlag stark zurückgegangen, da die Nachfrage nach Stahl aufgrund der Corona-Krise deutlich geringer war. In diesem Jahr hingegen ist bei der Stahlproduktion wiederum ein starker Anstieg zu verzeichnen. Das wirkte sich auch auf den Umschlag von Kokskohle aus. Der gesamte Kohle-Umschlag stieg um nicht weniger als 48,4 % im vergleich zu den ersten neun Monaten des Vorjahres. Vor allem die Nachfrage nach Kohle zu Energieproduktionszwecken nahm, infolge der gestiegenen Nachfrage nach Energie, stark zu.
Kohlekraftwerke haben relativ viele Betriebsstunden absolviert, da in dieser Zeit weniger Windenergie erzeugt wurde und Gas knapp und teuer war. Der Umschlag von Biomasse hat sich gegenüber 2020 deutlich erhöht, da mehr Biomasse in Kohlekraftwerken mitverfeuert wurde. Der Umschlag von sonstigem trockenem Massengut erhöhte sich im Vergleich zu den ersten neun Monaten 2020 um mehr als 12 %. Die Industrieproduktion und das Baugewerbe haben nach dem Coronajahr 2020 wieder angezogen, was auch die Nachfrage nach Rohstoffen hat steigen lassen. Nur das Volumen von Agrarmassengut blieb hinter dem Niveau des Vorjahres zurück, als dieses der einzige trockene Massengut-Vertreter war, der ein Plus aufweisen konnte. Seinerzeit war es die ungewöhnlich hohe Nachfrage nach Agrarprodukten, die aus der Angst vor drohenden Engpässen geboren wurde. Im letzten Quartal war darum der Antransport geringer als im Vorjahr.
Container
Der Containerumschlag liegt bereits seit dem Herbst 2020 auf einem hohen Niveau. Das Wachstum in TEU betrug in den ersten neun Monaten dieses Jahres 7,8 % und in Tonnen ausgedrückt 4,0 %. Die Verbraucher lassen den Euro rollen, und die Wirtschaft erholt sich von der Corona-Talsohle im Jahr 2020 mit Volumen, die über denen von 2019 liegen.Aufgrund dieser starken Nachfrage in Verbindung mit den verschiedenen Störungen (Suez, Coronaausbrüche in chinesischen Häfen), die 2021 stattfanden, bleibt der Druck auf die Logistikkette hoch. Dies führte auch zu anhaltend hohen Transportpreisen.
Der Umschlag in TEU wuchs schneller als der Umschlag in Tonnen. Das hatte mehrere Ursachen. Ein kleiner Effekt war die Zunahme des Umschlags von Leercontainern. Den größten Effekt hatte jedoch der starke Rückgang des durchschnittlichen Gewichts der vollen Container. Die Transportpreise sind in den vergangenen Quartalen stark gestiegen. Infolgedessen war der Transport von relativ schweren Gütern mit geringem Wert rückläufig. Dieser Effekt war bei Exportcontainern am stärksten, trat aber auch bei Importcontainern auf.
Der RoRo-Umschlag stieg im Vergleich zu 2020 um 5,2 %. Die negativen Auswirkungen des Brexit waren aufgrund der hohen Lagerbestände nur in den ersten Monaten des Jahres sichtbar. Im zweiten und dritten Quartal 2021 war die Nachfrage aus dem Vereinigten Königreich hoch und lag das Volumen erneut über dem Niveau vor Brexit und Corona.
Weitere Entwicklungen im dritten Quartal
Energiewende
Im dritten Quartal wurden abermals Fortschritte bei der Energiewende erzielt. So liegen beispielsweise die Beschlüsse über den Raumordnungsplan sowie vier Genehmigungsanträge für das Projekt Porthos inzwischen zur Einsichtnahme aus. Porthos wird CO2 aus dem Hafengebiet von Rotterdam transportieren und in leeren Gasfeldern unter der Nordsee speichern. Shell hat mit dem Bau einer Anlage in Pernis begonnen, die jährlich 820.000 Tonnen nachhaltigen Düsenkraftstoff und erneuerbaren Diesel aus Abfällen herstellen soll.
Auch der Nachhaltigkeit in der Binnenschifffahrt wurde ein neuer Impuls verliehen. Am 6. September 2021 nahm das Unternehmen Zero Emission Services (ZES) mit dem ersten niederländischen Binnenschiff namens Alphenaar, das austauschbare Energiecontainer für den Antrieb nutzt, seinen Betrieb auf. Die Alphenaar verkehrt zwischen Alphen aan den Rijn und Moerdijk für die Bierbrauerei Heineken, den ersten Endkunden von ZES. Bei den Energiecontainern - „ZESpacks" - handelt es sich um 20-Fuß-Standardcontainer, die mit Batterien gefüllt sind, die mit Ökostrom geladen werden.
ZES wurde im Juni 2020 von ING, Engie, Wärtsilä und dem Hafenbetrieb Rotterdam mit Unterstützung des (niederländischen) Ministeriums für Infrastruktur und Umwelt gegründet. Das Unternehmen hat ein umfassendes Angebot an Produkten und Dienstleistungen zu bieten, das auf austauschbaren Batteriecontainern, Ladestationen, technischem Support und einem innovativen Zahlungskonzept für Schiffseigner basiert. Die ZES hat den Anspruch, kurzfristig zu expandieren und möchte bis 2030 30 emissionsfreie Schifffahrtsrouten realisieren.
Digitalisierung
Auf dem Gebiet der Digitalisierung sind ebenfalls Fortschritte zu verbuchen. Inzwischen sind 80 % der 230.000 Hafenbesuche, die der Hafenmeister jährlich erhält, inzwischen automatisiert worden.
Im September dieses Jahres stellte der Hafenbetrieb Rotterdam die weltweit ersten im 3D-Drucker hergestellten Stahlpoller auf dem neuen Kai im Sleepboothaven (Schlepperhafen) in Rotterdam Heijplaat auf. Die sechs Poller gehören zu einer Reihe von zwölf 3D-gedruckten Pollern, die der Hafenbetrieb und RAMLAB gemeinsam entwickelt haben. Der 3D-Druck von Pollern ist Teil des Infra-Innovationsprogramms, mit dem der Hafenbetrieb mithilfe von wissenschaftlicher Forschung, Innovation und Digitalisierung den Bau und die Nutzung von Hafenausstattung verbessern und nachhaltiger gestalten möchte.