Innovation

Ab 2030 Hyperloop in Rotterdam

23 Februar 2023
Wie können wir Ihnen helfen?

Quelle: Rotterdam Makers District

2050 werden wir in einer Welt leben, in der Entfernungen keine Rolle mehr spielen. In einer Welt, in der alles in Reichweite ist. In der man von Rotterdam aus ohne Zwischenhalt in nur 100 Minuten nach Berlin reisen kann. Und das alles ganz ohne CO2-Emissionen.

Das seit Kurzem im Rotterdam Makers District ansässige Unternehmen Hardt Hyperloop verfolgt eine ehrgeizige Mission und hat auch schon konkrete Schritte unternommen. Wir sprachen mit Tim Houter, Mitbegründer von Hardt Hyperloop und Unternehmer im Rotterdam Makers District.

Tim Houter, Mitbegründer von Hardt Hyperloop, für den Hyperloop
Tim Houter (Foto: Eric Fecken)

Der Hyperloop

Hardt Hyperloop ist erfolgreich auf Wachstumskurs. Seit 2017 befasst sich das als Spin-off der TU Delft entstandene Start-up mit der Entwicklung eines Hyperloopsystems für Europa. Aber was ist ein Hyperloop eigentlich genau? Tim erklärt es uns: „Ein Hyperloop ist eine Vakuumbahn in Form einer Kapsel, angetrieben durch Magnetkraft, die sich durch eine nahezu luftleere Röhre bewegt. Das ermöglicht einen extrem schnellen Transport ohne jede CO2-Emission. Letztendlich soll der Hyperloop so viele Ziele bedienen, dass ganz Europa zu einer großen vernetzten Region wird. Dadurch wird sowohl die Fahrtdauer als auch der Energieverbrauch auf einen Bruchteil der heutigen Werte reduziert.“

Künstlerische Impression Hyperloop
Copyright Plomp und UNStudio

Gütertransport

Der Hyperloop ist aber nicht nur für den Personenverkehr, sondern auch für das erwartete Wachstum des Gütertransportvolumens eine ideale Lösung. Bis 2050 wird der heutige Güterverkehr voraussichtlich auf das 2,5-Fache ansteigen. Um diesen Zuwachs bewältigen zu können, sind Initiativen wie der Hyperloop unverzichtbar. Diese Meinung teilt auch Marlies Sikken, Geschäftsführerin des Wissenshubs SmartPort im Rotterdamer Hafen. „Radikale Wegbereiter dieser Art sind für die Innovationskraft des Rotterdamer Hafens heute und morgen unverzichtbar. Unternehmen wie Hardt Hyperloop sind eine Inspirationsquelle für die Zukunft.“

Von der Idee zur Realisierung

Den ehrgeizigen Zielen von Hardt Hyperloop zufolge soll schon 2050 ganz Europa mit einem Hyperloop-Netz durchzogen sein. An der gigantischen Leidenschaft, mit der das Unternehmen seine Vision verfolgt, liegt es jedenfalls nicht! In nur fünf Jahren entwickelte sich das vierköpfige Start-up zu einer Organisation mit fast fünfzig Beschäftigten. Und aus einer Idee, die die Welt verändern soll, wurde eine erwiesenermaßen tragfähige und bereits erfolgreich erprobte Technologie. Dies alles entstand im Rotterdam Makers District, der die Gewerbegebiete RDM Rotterdam und Merwe-Vierhavens (M4H) umfasst. Mit einer Testanlage im Future Mobility Park in M4H und einem eigenen Experience-Center rückt der erste echte Hyperloop in immer greifbarere Nähe. Wie dieses Abenteuer begann? 

Hardt Hyperloop
Foto: Eric Fecken

SpaceX Pod Competition

Während seines Studiums an der TU Delft war Tim Mitglied des Formula Student Teams Delft, das elektrische Rennwagen entwirft und baut. Dort lernte er die anderen Gründer kennen. „Während wir an dem Rennwagen-Wettbewerb teilnahmen, legte Elon Musk seine Hyperloop-Idee vor. Wir waren uns sofort einig, dass diese Technik die Welt verändern kann. Als kurz darauf die SpaceX Pod Competition angekündigt wurden, wussten wir, dass wir diesen Wettbewerb gewinnen wollten. Dank unserer Erfahrung im Bau elektrischer Rennwagen gelang es uns, in kürzester Zeit hochwertige technologische Ergebnisse zu erzielen. Wir wurden Sieger, und das war ein großartiger Beginn der erfolgreichen Weiterentwicklung von Hardt Hyperloop.“

Make it happen

Diese Erfolge werden seit Kurzem von Rotterdam aus erzielt, denn Ende 2022 ließ sich Hardt Hyperloop im Rotterdam Makers District nieder. „Wir suchten einen Standort in der Nähe von Delft, an dem wir nicht nur entwickeln, sondern auch bauen können. Rotterdam mit seinem Slogan ‚Make it happen‘ erschien uns dafür sehr geeignet. Einfach ran an die Arbeit und Dinge schaffen. Wir spürten gleich, dass das ein Match war. Zumal Rotterdam uns große Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zur Förderung unserer Initiative entgegenbrachte.“

Hyperloop
Foto: Eric Fecken

Experience Center

Im Science Tower in M4H wurde nicht nur das nagelneue Büro von Hardt Hyperloop untergebracht, sondern, in Zusammenarbeit mit der Stadt Rotterdam, auch das spektakuläre Experience Center, das kürzlich von Bürgermeister Aboutaleb eröffnet wurde. „Das war ein fantastischer Moment. Es war eine so große Ehre für uns. Die Besucher des Experience Centers können hier auf einen Blick alles über den Hyperloop erfahren. Wir wollen das Experience Center mehrmals jährlich für die Öffentlichkeit zugänglich machen, sodass sich alle Interessierten darüber informieren können, wie der Hyperloop funktioniert und was er für die Welt bedeuten kann. Hier kommt die Idee wirklich zum Leben, hier wird sie greifbar.“

Future Mobility Park

Ein weiterer Ort, an dem sich die Technologie des Hyperloop erleben lässt, ist gleich um die Ecke im Future Mobility Park zu finden. Hier wurde eine etwa 30 Meter lange Testanlage aufgebaut. „An dieser Anlage können wir das gesamte Technologiekonzept demonstrieren. Das ist ein enormer Fortschritt, denn so können wir beweisen, dass die Technologie tatsächlich funktioniert. Und dass der Hyperloop hier schon mehr ist als nur ein Konzept. Es ist natürlich überaus praktisch, diesen Standort in der Nähe zu haben. Darüber hinaus arbeiten wir mit der Platform Zero zusammen, die sich fast direkt neben unserem Gebäude befindet. Gemeinsam wollen wir Rotterdam noch besser als Standort für Unternehmen profilieren, die eine wichtige Rolle in der Energiewende übernehmen können.“

Diversität und Interaktion

Diese Art von Kooperationen zwischen verschiedenen Partnern im Rotterdam Makers District ist die große Stärke der Region. Das bestätigt auch Saskia Mureau vom Hafenbetrieb Rotterdam. „Der Rotterdam Makers District kennzeichnet sich durch enorme Diversität, auch hinsichtlich der Art der Innovationen. Das Ambitionsniveau ist sehr hoch, und dank der Interaktion zwischen verschiedenen Organisationen werden auch echte Fortschritte erzielt. Hardt Hyperloop ist hierfür ein inspirierendes Beispiel. Das Unternehmen beweist Weitsicht und Mut. Das entspricht auch sehr gut der Ausstrahlung, die wir als Hafen anstreben.“

Innovation Dock

Seine Tests führt das ehrgeizige Start-up in seiner Werkstatt im Innovation Dock im Gebiet RDM Rotterdam durch. „Die Entwürfe entstehen im Büro. Unser Team in der Werkstatt im Innovation Dock dagegen befasst sich den ganzen Tag über mit dem Testen dieser Entwürfe. Wir bauen dort alle möglichen Testanlagen für die verschiedenen Systeme, die wir in der Werkstatt auch regelmäßig demonstrieren. Hier ist natürlich der Ort, an dem alles Realität wird. Mit unserem Büro, dem Experience Center, der Testanlage in M4H und der Werkstatt im Innovation Dock im RDM verfügen wir jetzt über einen kompletten Cluster, der uns noch größere Fortschritte ermöglicht.“

Tim Houter im hyperloop
Foto: Eric Fecken

Der nächste Schritt

Was als nächstes auf dem Programm steht? Wenn es nach Tim geht, können wir schon 2030 in Rotterdam die erste echte Hyperloop-Fahrt unternehmen. Wo und wie dies genau vonstatten gehen soll, bleibt vorläufig noch unter Verschluss. „Die niederländische Regierung bietet uns viel Unterstützung. Auch die Europäische Kommission hat letztes Jahr eine hohe Investition bewilligt. Wir werden auf immer mehr Niveaus gefördert, lokal und regional ebenso wie auf nationaler und globaler Ebene. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Rotterdam spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. Rotterdam hat die Chance, mit der praktischen Umsetzung des Konzepts zu beginnen. Jeder in der Welt, der sehen will, wie der Hyperloop funktioniert, kann das dann hier in der Praxis ausprobieren. Das wird dem Rotterdam Makers District enorme Bekanntheit verschaffen.“