Nachhaltiger Gewinn

12 Oktober 2021
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CEO Egbert Vennik bezeichnet die vollständige Wiederverwertung als die höchste Form der Ökologisierung. Das brachte seinem Unternehmen Umsatzwachstum und eine Verdoppelung des Gewinns.

Die in der Schifffahrts- und Offshore-Industrie für Hebe- und Schlepparbeiten verwendeten Seile sind äußerst teuer. Oft wurden sie nach dem Gebrauch weggelegt und einfach vergessen. Und zwar bis die Hendrik Veder Group, Hersteller dieses Materials, ein neues Konzept entwickelte. Das Ergebnis: Ökologisierung, mit der ein spektakulärer Gewinnanstieg einhergeht.

Egbert Vennik (58) kam vor eineinhalb Jahren zur Hendrik Veder Group, dem europäischen Marktführer für Stahldraht und Faserkabel. Vennik kommt ursprünglich aus der Schifffahrts- und Transportbranche, hat sich jedoch in den letzten zwei Jahrzehnten mehr auf die Bereiche Recycling und Umwelt konzentriert. Bei seiner Rückkehr in den Hafen war er vor allem überrascht. „Ich habe so viele tief hängende Früchte gesehen“, sagt Vennik. Die von ihm geschilderte Situation ist für jedes Unternehmen, ob groß oder klein, nachvollziehbar. „Jedes Unternehmen möchte etwas für die Nachhaltigkeit tun. Häufig ist das jedoch mit enormen Anstrengungen verbunden. Man denkt sofort an große Dinge, an teure und komplexe Projekte. Und niemand will die Führung übernehmen, wenn die Ausgangsbedingungen nicht gleich sind.“

Das Denken war manchmal genauso rostig wie die vergessenen Kabel selbst
Egbert Vennik, CEO, Hendrik Veder Group

Schrottwert

Er hat einen anderen Kurs eingeschlagen. Hendrik Veder hat es sich zur Aufgabe gemacht, gebrauchte Kabel zu sammeln. Und er hat dafür eine Organisation geschaffen, die diese Kabel inspiziert, repariert und zertifiziert. Vom Nachbarn übernahm das Unternehmen eine Halle zum Zwecke der Lagerung. Denn auch das ist Teil der Lösung. „Häufig liegen die Kabel draußen, und das bei allen Witterungsbedingungen, und niemand beachtet sie. Und zwar bis das Material nur noch Schrottwert hat.“

Es ist eine Vorgehensweise, die Risiken birgt, erklärt er. „Schrotthändler wollen Geld verdienen und verkaufen solche Kabel weiter. Und dann ist die Gefahr groß, dass ein solches Kabel irgendwo auf der Welt bei einem Industrieunfall bricht - beispielsweise in Bangladesch. Als Unternehmen haftet man immer, mit allen damit verbundenen Konsequenzen. Dank dieses Konzepts braucht man sich keine Sorgen zu machen, dass das Kabel eines Tages im Parallelhandel auftaucht.“

Wiederverwendung

Hendrik Veder hat auch eine Datenbank mit Kabeln angelegt, die für andere Projekte wiederverwendet werden können. Anhand dieses Systems kann ein gebrauchtes Kabel gemietet oder gekauft werden. „Es ist sofort ersichtlich, welches Kabel verfügbar ist, und zwar überall auf der Welt und zu jeder Zeit.“ Vollständige Wiederverwendung nennt er diese höchste Form der Ökologisierung. „Und das Beste daran ist, dass dies auch noch Geld einbringt, und zwar für uns und für unsere Kunden.“ Natürlich hat er die Kunden anfangs von den finanziellen Vorteilen überzeugen müssen.

CEO Egbert Vennik van Hendrik Veder Group

Das Denken war manchmal genauso rostig wie die vergessenen Kabel selbst. Ökologisierung und dann gewinnbringend? Nein - das war nicht möglich. „Bis man aufzeigen kann, dass Wiederverwendung bis zu 70 Prozent vorteilhafter ist als die Herstellung eines neuen Kabels.“ Dabei musste er auch viel Überzeugungsarbeit leisten. „Wenn man erzählt, dass man auch Kabel von Konkurrenten in seiner Datenbank hat, schien das fast Gotteslästerung. Jeder denkt, dass der andere schlechter mit den eigenen Sachen umgeht. Zwischen unseren Kunden stand lange Zeit eine Art chinesische Mauer.“ Auch in seiner eigenen Organisation mussten heilige Kühe weichen. Schließlich verdient Hendrik Veder sein Geld hauptsächlich mit dem Verkauf von Heavy-lift-Produkten. „Wir verlangen von unseren Verkäufern neue Fähigkeiten. Sie haben lernen müssen, im Rahmen der Kreislaufwirtschaft zu denken.“

Hand in hand

Darüber hinaus wurden verschiedene Hightech-Talente angeworben, um den Übergang zu beschleunigen und neue Anwendungen für die Kabel zu finden. „Top-Talente von der TU, Leute, die man normalerweise in unserem Teil des Marktes nicht so schnell findet.“ Nicht jedes Kabel eignet sich für die vollständige Wiederverwendung. „Aber es lassen sich trotzdem noch häufig nützliche Anwendungen finden. Manche Kabel werden z. B. als Verstärkung für Fangnetze verwendet.“ Synthetisches Kabelmaterial wird zu Granulat verarbeitet, das dann wiederverwendet wird. „Wir greifen auf das Rohmaterial zurück und stellen neue Produkte her, von Kinderspielzeug bis zu den Seilen, die man auf dem Hockey- oder Cricket-Feld sieht.“

Für Egbert Vennik gehen Ökologie und Ökonomie Hand in Hand. „Der Ertrag ist um ein Vielfaches höher, als wenn man das Material als Abfall entsorgt“, sagt er. In der Zwischenzeit haben sich große Akteure wie Van Oord und Peinemann dem Projekt angeschlossen. „Wenn solche qualitativ hochwertigen und innovativen Firmen mitmachen, entsteht ein sogenannter Schwungrad-Effekt.“ Bei Hendrik Veder hat sich die Ökologisierung in kurzer Zeit zu einem lukrativen Geschäftsmodell entwickelt. „Voriges Jahr stieg unser Umsatz um 38 Prozent und unser Gewinn um 90 Prozent. Im ersten Quartal dieses Jahres haben wir diese Zahlen bereits deutlich überschritten.“

Dieser Artikel wurde in der AD-Beilage "De aanpak" veröffentlicht. Dies ist eine Veröffentlichung von ADR Nieuwsmedia in Zusammenarbeit mit Platform Transitions Rotterdam und wird ermöglicht durch Deltalinqs, Eneco, den Hafenbetrieb Rotterdam, die Hogeschool Rotterdam und Woonstad Rotterdam.