Energiewende

Hafenchefs setzen weiterhin auf Climate-Action-Programm für nachhaltigere Schifffahrt

30 Mai 2023
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Das „World Port Climate Action Program“ (WPCAP) wird fortgesetzt, wobei der Fokus nun auf Landstrom, neuen Treibstoffen und grünen Schifffahrtskorridoren liegt.

Dies haben die Chefs von 12 führenden Häfen auf einer Veranstaltung in Rotterdam anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Programms vereinbart. Die Mitglieder des WPCAP lobten das Programm wegen seines Beitrags zur Einführung von Nachhaltigkeitsnormen in der Schifffahrt.

Allard Castelein spricht bei WPCAP

„In den letzten fünf Jahren hat sich in der Welt ein tiefgreifender Wandel vollzogen, und das Klima hat auf der internationalen Agenda momentan hohe Priorität, auch in der Schifffahrt“, erklärt Allard Castelein, CEO der Port of Rotterdam Authority. „Dies ist zum Teil Programmen wie dem WPCAP zu verdanken, und wir haben hierbei immer noch eine wichtige Rolle zu spielen. Die Branche braucht nach wie vor die Führung der Häfen. Wir müssen jetzt beweisen, dass wir Teil der Lösung sind, und wir müssen weiterhin Impulse setzen, um eine echte Veränderung zu bewirken.“

Schnellere Akzeptanz von Landstrom

In den letzten Jahren hat das WPCAP in wesentlichem Maße zur schnelleren Akzeptanz von Landstrom in den Häfen beigetragen, wodurch sich die CO2- und Schadstoffemissionen beim Anlegen von Schiffen verringert haben.

Die Mitglieder des WPCAP haben unter anderem Best-Practice-Richtlinien für die technische, operative und wirtschaftliche Einführung von Landstrom entwickelt, und die nordwesteuropäischen Häfen haben eine Absichtserklärung über die beschleunigte Einführung des Landstroms unterzeichnet.

Jarl Schoemaker: „Wir haben festgestellt, dass sich eine Verschiebung vollzogen hat – von einer Situation, in der die Häfen einige wenige Projekte entwickelten, hin zu umfangreichen Investitionsprogrammen. Die am WPCAP teilnehmenden Häfen, die hier in Rotterdam vertreten sind, planen über 160 Anschlussstellen, was eine Gesamtinvestition von über 500 Millionen Euro erfordert. Damit sind wir aber noch nicht am Ziel: verschiedene Häfen von Weltrang haben in diesem Bereich noch einen Rückstand, obwohl aus Studien hervorgeht, dass von der Nutzung von Landstrom sowohl kurz- als auch langfristig enorm positive Auswirkungen zu erwarten sind.“

Die Hafenchefs sprachen über die Vorteile des Landstroms, wozu unter anderem eine höhere Luftqualität und bessere Arbeitsbedingungen für die Schiffsbesatzungen gehören. Außerdem werden die Möglichkeiten für die weitere Förderung des Landstroms untersucht, wobei auch die Terminals und Reedereien eine bedeutende Rolle spielen.

Einer aktuellen Studie zufolge, die die Umweltberatungsagentur CE Delft für die WPCAP-Arbeitsgruppe durchgeführt hat, wird Landstrom auch langfristig zum Treibstoff-Mix gehören, insbesondere wenn die Schifffahrt auf teurere fossilfreie Treibstoffe umstellen muss. Die Arbeitsgruppe wird die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) über diese Erkenntnisse informieren und sich weiterhin für die weltweite Nutzung von Landstrom einsetzen.

Allard Castelein spricht bei WPCAP

Standard für umweltfreundlichere Treibstoffe

Das zweite Thema, mit dem sich die WPCAP in den kommenden Jahren intensiv befassen wird, ist die Förderung der Bunkerung und Nutzung umweltfreundlicherer Schiffstreibstoffe. Die Häfen haben in Zusammenarbeit mit der Clean-Marine-Fuels-Arbeitsgruppe der International Association of Ports and Harbors (IAPH) das „Port Readiness Framework“ entwickelt, ein Selbstbewertungs- und Kommunikationstool, das den verschiedenen Interessenträgern einen Einblick in den Stand der Forschung und Entwicklung und des Einsatzes neuer Treibstoffe in Häfen in aller Welt vermittelt.

„Es hat fast neun Jahre gedauert, bis die Schifffahrt Flüssiggas (LNG) als Treibstoff verwenden konnte – so lange können wir nicht auf die Nutzung von Ammoniak, Methanol, Wasserstoff und anderen sauberen Treibstoffen warten“, erklärt Namrata Nadkarni, Vorsitzende[21]  der Arbeitsgruppe für nachhaltige Schiffstreibstoffe und Gründerin des Schifffahrtsberatungsbüros Intent Communications.

„Das Port Readiness Level ist ein ideales Instrument für die Beurteilung, inwiefern ein Hafen in der Lage ist, Schiffe zu empfangen, individuelle Treibstoffe zu bunkern, die betreffenden Akteure darüber zu informieren und festzustellen, was sie benötigen, um ihre Ambitionen auf dem Gebiet der alternativen Treibstoffe und neuen Technologien zu realisieren.“

Ende des Jahres soll das Tool zur freiwilligen Nutzung durch die Häfen freigegeben werden.

Grüne Korridore entscheidender Faktor für die Energiewende

Während die Port Readiness Levels die Norm für das Bunkern neuer Treibstoffe setzen werden, gelten Initiativen zur Schaffung grüner Korridore als entscheidende Faktoren für die Nutzung dieser Treibstoffe in der Praxis, insbesondere auf längeren internationalen Schifffahrtswegen.

„Es wurde schon viel über die Notwendigkeit der Umstellung auf neue Treibstoffe in dieser Branche gesprochen, und es wurden mehrere Grüne-Korridor-Initiativen angekündigt, um diese Entwicklung in Gang zu setzen“, erklärt Heather Tomley, Geschäftsführerin Planung und Umwelt im Hafen von Long Beach, Kalifornien. „Es ist jetzt an der Zeit, dies in die Praxis umzusetzen und in Zusammenarbeit der Häfen auch die Treibstofflieferanten und Verlader mit ins Boot zu holen, damit in einigen Jahren die ersten nachhaltigen Schiffe auf diesen internationalen Routen verkehren können.“

Die am WPCAP teilnehmenden Häfen engagieren sich bereits in fünf Grüne-Korridor-Initiativen auf Schifffahrtswegen in aller Welt, von Singapur und Shanghai bis Los Angeles, Vancouver und Rotterdam. Damit wollen die WPCAP-Mitglieder auch auf den wichtigsten Schifffahrtsrouten den Einsatz nachhaltiger Treibstoffe ermöglichen.

Leitung und Zusammenarbeit auf regionaler Ebene erforderlich

Die Hafenchefs empfehlen, regionale Koalitionen zu bilden, um die Entwicklungen in diesem Bereich voranzutreiben und Vorschriften einzuführen, die eine nachhaltige Entwicklung der Branche unter fairen Wettbewerbsbedingungen ermöglichen. Außerdem wurde in der Diskussion die Notwendigkeit eines gerechten Umstellungsprozesses betont, wobei darauf hingewiesen wurde, dass insbesondere die Länder der Südhalbkugel von den Chancen profitieren sollten, die mit der Entwicklung erneuerbarer Energien und Treibstoffe einhergehen. Der Zusammenarbeit zwischen den Welthäfen, der IAPH und anderen führenden Akteuren kommt dabei eine wichtige Rolle zu.

Über die WPCAP

Die WPCAP ist eine Kooperation führender Häfen in aller Welt, die Best Practices austauschen und bei der Reduktion der Schifffahrtsemissionen eine Vorreiterrolle spielen. Momentan gehören der WPCAP die Häfen Antwerpen-Brügge[22] , Barcelona, Göteborg, Hamburg, HAROPA PORT (Le Havre – Rouen – Paris), Long Beach, Los Angeles, New York/New Jersey, Rotterdam, Valencia, Vancouver und Yokohama an.